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Tourenplanung/-optimierung
Transportmanagement

Donnerstag, 11. Februar 2021

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4 Gründe, wieso eine präzise Lkw-Tourenplanung erfolgsentscheidend ist

Eine gute Lkw-Tourenplanung ist die Grundlage für erfolgreiche Transportlogistik auf der Straße. Das ist unstrittig. Spannend ist aber die Frage, ob es sinnvoll ist, bei der Tourenplanung mit möglichst hoher Genauigkeit zu rechnen. Denn klar ist auch, dass kein Tourenplan eins zu eins so durchgeführt wird, wie er geplant wurde.

Durch Staus und Verzögerungen bei Be- und Entladung ergeben sich immer Veränderungen, die schlicht nicht vorhersehbar sind. Warum also die Mühe machen und eine sehr präzise Lkw-Tourenplanung erstellen, wenn es hinterher sowieso anders kommt? Die Antwort ist einfach: Weil es sich lohnt – und zwar für alle Beteiligten. Und zusätzliche Mühe macht es eigentlich auch nicht. Die folgenden 4 Gründe erklären, warum das so ist.

1. Umsetzbarkeit sicherstellen

Die erste Anforderung, die jeder Tourenplan erfüllen sollte, ist, dass er umsetzbar sein sollte. Damit ist gemeint, dass die geplanten Touren ohne Verstöße gegen Gesetze und Regeln und unter Einhaltung der mit den Kunden vereinbarten Liefer- oder Abholtermine so gefahren werden können. Klingt selbst­verständlich – ist es aber nicht. Denn um diese Anforderung zu erfüllen, braucht es schon einiges an präzisen Daten, z. B. hinsichtlich

  • Frachtraumkapa­zi­tä­ten und zulässigem Gesamt­gewicht eines jeden Fahrzeugs
  • Gewicht und Volumen der zu transpor­tie­renden Sendungen
  • Entfernungen und Fahrzeiten unter Berücksich­tigung von Lkw-Restrik­tionen
  • Dauer der Anfahrt zum nächsten Ladeort
  • Dauer von Be- und Entladungen in Abhän­gigkeit von Standort und Sendungs­menge
  • Zeitkontostän­den der Fahrer in Bezug auf Lenk- und Arbeitszeiten
  • Gefahrgutquali­fi­ka­tio­nen der Fahrer
  • U. v. m.

Je mehr dieser Daten nicht präzise, sondern nur grob über den Daumen gepeilt in die Planung einbezogen werden, desto größer ist das Risiko, dass Tourenpläne erstellt werden, die nicht umsetzbar sind, also gegen physikalische oder gesetzliche Regeln verstoßen. Die Konsequenz: Touren müssen wegen Überplanung schon in der Beladephase geändert werden, können aufgrund drohender Lenkzeit­verstöße nicht zu Ende gefahren werden, Kundentermine werden über­schritten, Neuanfahrten müssen durchgeführt werden. Es entstehen erhebliche Fehlerkosten statt einer genauen Lkw-Tourenplanung.

Bild: iStock (gorodenkoff)

2. Ressourcen optimal nutzen

Nun lässt sich einwenden, dass ein halbwegs erfahrener Disponent – oft unter Zuhilfe­nahme einer traditio­nellen Speditionssoftware – in der Regel umsetzbare Tourenpläne erstellt, obwohl die oben aufgeführten Daten nicht präzise, sondern nur über den Daumen berück­sichtigt werden. Das trifft auch häufig zu. Die Umsetz­barkeit wird allerdings teuer erkauft durch die Verwendung von Puffern.

Puffer sind der Feind jeder Ressourcenoptimierung.

Immer, wenn wir Menschen in der Situation sind, unter unsicheren Rahmen­bedin­gungen planen zu müssen, greifen wir auf das Hilfsmittel des Sicher­heits­puffers zurück. Im Kontext der Tourenplanung betrifft das vor allem die zeitliche Planung, bei der auf Erfahrungs­werte zurückge­griffen wird und beispiels­weise die Einsatz­zeiten der Fahrer mit mehr oder weniger großzügigen Puffern versehen werden. Das ist bei unsicherer Datenlage auch ein vernünf­tiges Vorgehen.

Es hat allerdings den großen Nachteil, dass damit eine gute Auslastung der Fahrer- und Fahrzeug­res­sour­cen höchstens zufällig gelingt, aber auf keinen Fall regelmäßig und zuverlässig. Bei diesem Vorgehen bleiben somit Potenziale und teure Ressourcen ungenutzt.

Um Ressourcen optimal auszulasten, müssen wir an Grenzen gehen. Das ist nicht nur in der Transport­logistik so, sondern in vielen Bereichen des Lebens. Und um an Grenzen zu kommen, brauchen wir möglichst präzise Daten und eine möglichst präzise Planung. Je genauer die Daten und die Planung sind, desto dichter können wir an die optimale Auslastung herankommen. Können wir deswegen auf Puffer vollständig verzichten?

Das wäre aufgrund der spontan auftre­ten­den Störungen nicht sinnvoll. Aber ganz entscheidend ist: Durch eine präzise Lkw-Tourenplanung können wir mit deutlich geringeren Puffern arbeiten, sind deshalb dichter am Optimum und sparen sehr viel Geld.

3. Kunden korrekt über den Ankunfts­zeit­punkt infor­mieren

Neben optimaler Ressourcenaus­las­tung und möglichst geringen Transportkosten spielt auch die Kunden­zufrie­denheit in der Transportlogistik eine große Rolle. In diesem Zusammenhang wird es immer wichtiger, den Kunden vorab einen möglichst präzisen und zuver­lässigen Ankunfts­zeitpunkt des Lkw mitzuteilen. Man spricht hier auch von der Estimated Time of Arrival oder kurz ETA. Was Amazon & Co. im B2C-Geschäft schon lange vormachen, wird auch im B2B immer mehr zur Kunden­anfor­derung.

Während Privatkunden oft mit der Auskunft leben können, an welchem Tag eine Sendung zugestellt wird, sind die Anforderungen von Industrie und Handel an die ETA-Genauigkeit aber meist deutlich höher. In vielen Fällen werden stunden­genaue Vorher­sagen erwartet, damit Folge­prozesse zeitlich genau einge­taktet und Wartezeiten vermieden werden können.

Präzise ETA-Prognosen erfordern eine präzise Tourenplanung.

Präzise ETA-Prognosen für Lkw können natürlich nur auf Basis einer präzisen Tourenplanung erstellt werden. Arbeiten Sie in der Planung hingegen nur mit groben Abschät­zungen, so ist Ihre ETA-Berechnung zwangs­läufig mit so viel Unsicher­heit behaftet, dass Sie es gar nicht riskieren können, diese Information an Ihren Kunden weiter­zugeben.

Bild: iStock (ipopba)

4. Mit dem richtigen Setup führt präzise Planung nicht zu Mehraufwand

Präzise Tourenplanung war vor einigen Jahren noch schwer umzusetzen, denn viele benötigte Daten standen gar nicht zur Verfügung und die tradi­tio­nellen Software­systeme waren auch nicht in der Lage, Touren exakt zu planen. Das hat sich inzwischen geändert:

  • Es gibt professionelles Karten­mate­rial und Routing-Engines, die unter Berück­sichtigung von Lkw-Restrik­tionen zuver­lässige Fahrzeiten berechnen.
  • Aktuelle Tachosysteme können direkt aus dem Digitalen Tacho des Lkw die Lenkzeitdaten des Fahrers an die Tourenplanung übergeben.
  • Moderne Dispositionssys­te­me können exakt planen und automatisch die notwendigen Lenkzeit­pausen und Anfahrts­zeiten in den Tourenplan einbauen.

Natürlich gibt es für den Disponenten trotzdem den Mehraufwand, die Daten zu Fahrzeug­eigen­schaften, Fahrer­qualifi­kationen oder Be- und Entladedauern im System zu erfassen. Aber bei dieser Erfassung handelt es sich um einen einmaligen Aufwand. Die Disposition und Tourenplanung selbst wird mit dem richtigen System sogar deutlich vereinfacht und beschleunigt.

Ein guter Plan heute, ist besser als ein perfekter Plan morgen.

George Smith Patton

Und all denen, die daran zweifeln, ob sie in der Lage sind, zu allen Themen präzise Daten bereit­zustellen, sei gesagt: Die Verbesserung der Transportlogistik hin zu einer präzisen Lkw-Tourenplanung ist ein konti­nuier­licher Prozess. Mit jedem zusätz­lichen Schritt verringern Sie Ihren Planungs­puffer, verbessern Sie Ihre Res­sourcen­aus­lastung und sichern die Umsetz­barkeit Ihrer Pläne noch besser ab. Entscheidend ist, dass Sie sich auf den Weg machen.

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Fazit: Präzise Lkw-Tourenplanung ist machbar – und zielführend

Eine präzise Tourenplanung für Lkw ist sinnvoll und lohnt sich. Sie verhindert teure Planungsfehler und verärgerte Kunden. Sie ermöglicht eine optimale Auslastung der Fahrer- und Fahrzeug­ressourcen. Und sie erlaubt zuver­lässige ETA-Prognosen und die Bereit­stellung der berech­neten Ankunftszeiten zur Vorab­infor­mation der Kunden.

Und weil die erforder­li­chen Algorithmen und Systeme vorhanden sind, gibt es keinen Grund mehr, heute noch über den dicken Daumen zu planen.