Transparente Supply Chains mit ETA-Forecasting
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ETA

Donnerstag, 03. März 2022

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Transparente Supply Chains dank ETA-Forecasting in der Lkw-Steuerung

Die Transportlogistik nimmt innerhalb vernetzter Supply Chains eine Schlüsselrolle ein. Eine möglichst hohe Transparenz über die Ankunftszeiten (ETA) von Lkw ist sowohl für vorgelagerte als auch für nachgelagerte Prozesse von großer Bedeutung. Daher spielt die Vorhersage der Ankunftszeiten, das ETA-Forecasting, eine große Rolle, wenn es darum geht, transparente Supply Chains zu erreichen.

Mit Hilfe von Forecasting-Verfahren können qualitativ gute Vorhersagen der Ankunftszeiten getroffen werden. Dies sind vor allem dann für die beteiligten Supply Chain Partner wertvoll, wenn sie frühzeitig verfügbar sind. Mit der automatisierten Bereitstellung guter ETA-Prognosen können sowohl Verlader als auch Logistiker ihren Kunden eine deutlich höhere Servicequalität und echte Mehrwerte bieten.

Der Wert transparenter Supply Chains

Moderne Supply Chains bestehen aus unterschiedlichen Teilprozessen, die in hohem Maße unternehmens­übergreifend verzahnt sind. Die Transportlogistik verbindet die Teilprozesse der Supply Chain und die an ihr beteiligten Player miteinander und nimmt für das reibungslose Funktionieren der Kette einen besonderen Stellenwert ein. Dies gilt umso mehr, seitdem immer stärker auf Just in Time Belieferung zur Verringerung von Lager­kapazitäten und Kapitalbindung gesetzt wird.

Es liegt auf der Hand, dass sowohl Verlader als auch Transporteure an einer möglichst hohen Transparenz über die voraus­sichtliche Ankunftszeit (Estimated Time of Arrival oder kurz ETA) von Lieferungen interessiert sind. Während inner­betriebliche Abläufe noch vergleichsweise zuverlässig plan- und umsetzbar sind, gilt das für außer­betriebliche Transporte allerdings nicht.

Gerade auf dem wichtigen Transportweg Straße sorgen viele äußere Einfluss­faktoren dafür, dass die Dauer eines Transports mit erheblicher Unsicherheit behaftet ist. Verzögerungen auf der Straße können in der Folge auch für Staus an der Rampe sorgen, da ursprüngliche Pläne nicht mehr umsetzbar sind.

Wie ETA-Forecasting die Transparenz erhöhen kann

Um eine größtmögliche Transparenz sowohl für den Lkw-Disponenten als auch für die übrigen Supply Chain Partner herzustellen, können ETAs mit Hilfe von Forecasting-Algorithmen vorhergesagt werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von ETA-Forecasting oder Predictive Planning.

Dabei ist es wichtig, dass zwei Anforderungen erfüllt werden:

  • Die ETA-Vorhersage hat eine hohe Präzision, d.h. es gibt eine hohe Übereinstimmung mit der später eintretenden Realität.
  • Die ETA-Vorhersage steht bereits sehr frühzeitig vor dem realen Eintreff­zeitpunkt zur Verfügung.

Sind diese beiden Anforderungen erfüllt, so ist die ETA-Prognose für Disponent und Supply Chain Partner von hohem Wert. Denn wenn das Risiko einer Liefer­verspätung bereits sehr frühzeitig erkannt wird, besteht oft noch die Möglichkeit, die Lieferung umzuplanen und damit die Verspätung zu vermeiden. Eine transparente Supply Chain ist also vor allem auch eine Lieferkette, die Handlungs­spielraum gibt.

Und selbst, wenn eine Umplanung nicht möglich und die Verspätung damit unvermeidlich ist, sind die Auswirkungen weit weniger drastisch, wenn die Supply Chain Partner schon Stunden vorher darüber informiert sind. Sowohl die mit dem Eintreffzeitpunkt verbundenen Be- oder Entladeprozesse als auch alle Folgeprozesse können dann nämlich rechtzeitig angepasst und die negativen Auswirkungen der Verspätung auf diese Weise minimiert werden.

„Eine ETA-Vorhersage muss präzise und frühzeitig verfügbar sein.“

Ist eine der oben genannten Anforderungen an die ETA-Prognose hingegen nicht erfüllt, so ist die Verwendung der vorher­gesagten ETA entweder wertlos oder kann sogar Schaden anrichten. Denn die Anpassung der Folgeprozesse auf eine falsch prognos­tizierte ETA verursacht unter Umständen höhere Fehler- und Folgekosten als eine unerwar­tete Verspätung.

Präzision und Frühzeitig­keit der ETA-Prognose sicher­stellen

Präzision und Frühzeitigkeit der ETA-Prognose lassen sich nur sicherstellen, wenn alle relevanten Einfluss­faktoren in das Predictive Planning einbezogen werden.

Im einfachsten Fall wird lediglich die ETA des nächsten Stopps eines Fahrzeugs berechnet. Als Input der Berechnung ziehen in diesem Fall viele Transportmanagement- und Telematiksysteme die aktuelle Fahrzeug­position sowie die aktuelle Stausituation heran – so wie es auch aus Pkw-Navigations­systemen bekannt ist. Ein solches Vorgehen führt für Lkw-Verkehre allerdings schon für diesen einfachen Fall zu unpräzisen Vorhersagen. Denn für Lkw-Verkehre sollte zusätzlich immer auch ein Lkw-Routing einbezogen werden.

Darüber hinaus ist auch die Hochrechnung der Lenk- und Ruhezeit­situation des Fahrers bei der ETA-Berechnung von großer Bedeutung, da allein die Frage, ob die vor dem Eintreffen beim nächsten Stopp noch eine Pause zu nehmen ist, erheb­lichen Einfluss auf die ETA hat.

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.

Mark Twain

Strebt man eine frühzeitige Bereit­stel­lung der ETA-Prognose an, so reicht es natürlich nicht aus, nur bis zum nächsten Stopp zu kalkulieren. Vielmehr ist die ETA-Berechnung auch für alle nach­folgenden Stopps der Tour sowie für alle nachfolgend geplanten Touren eines Fahrzeugs durchzu­führen. Dies steigert die Komplexität des Forecasting und damit die Anforde­rungen an den verwendeten Algorithmus.

Noch komplexer wird die Situation wenn Abhängigkeiten zwischen mehreren Fahrzeugen ins Spiel kommen, zum Beispiel bei Cross-Docking, Begegnungs­verkehren, Aufliegertausch oder ähnlichem. In diesen Fällen ergibt sich ein Netzwerk von Abhängigkeiten, das im Predictive Planning exakt abgebildet werden muss. Nur so wird die Supply Chain transparent und fehlerfrei.

Quelle: eigene Infografik

Eine ausführliche Darstellung der Einfluss­fak­toren finden Sie in unserem Blog-Beitrag „ETA-Berechnung für Lkw-Flotten“ .

ETAs automatisch kommunizieren

Natürlich werden ETAs nicht nur einmal berechnet, sondern laufend anhand des aktuellen Tourstatus und der Verkehrs­situation überarbeitet. Dem Lkw-Disponenten können die Ergebnissen zum Beispiel grafisch in Form eines sich laufend automatisch aktuali­sierenden Gantt-Charts dargestellt werden. Ein Mehrwert für die übrigen Supply Chain Partner ergibt sich aber erst, wenn auch ihnen die Daten frühzeitig bereit­gestellt werden. Um die Kommuni­kations­aufwände in der Disposition zu minimieren, sollte diese Daten-Bereitstellung möglichst automati­siert erfolgen.

Für die automatische Bereitstellung bieten sich unter­schiedliche technische Möglichkeiten an:

Automatische Avise

Avise sind eine Möglichkeit der aktiven Benach­richtigung des Kunden per E-Mail oder SMS über die Ankunftszeit seiner Sendung. Intelligente Transport­management­systeme sind in der Lage, die Avis-Nachrichten eigenständig und vollauto­matisch beim Eintreffen vorde­finierter Ereignisse zu versenden. Solche Trigger-Ereignisse können zum Beispiel der Abschluss der Beladung einer Sendung, das Unterschreiten einer bestimmten Entfernung oder Fahrzeit zum Ziel oder eine gravierende Abweichung der neuen ETA-Prognose von der bisherigen.

Online-Sendungsverfolgung

Bei der Online-Sendungsverfolgung kann der Endkunde jederzeit den Status und die ETA seiner Sendung in einer Web-Plattform verfolgen. Die ETA-Information wird dabei laufend anhand der neuesten Prognose automatisch aktualisiert. Im Unterschied zu den automatischen Avisen hat der Endkunde den Vorteil, sich permanent über die aktuelle Situation informieren zu können. Gleichzeitig läuft er dabei allerdings auch das Risiko, Änderungen der ETA-Prognose nicht mitzubekommen.

Ankunftsmonitor

Für die automatische Information eigener Produktions- oder Lagermitarbeiter bietet sich mit dem Ankunftsmonitor eine dritte Variante an. Dieser sollte möglichst gut sichtbar für alle Mitarbeiter aufgestellt oder aufgehängt werden und enthält einen Überblick über die Eintreff­zeitpunkte der nächsten Lkw. Im Mittelpunkt der Information steht hierbei weniger die Betrachtung einer einzelnen Sendung, sondern die Steuerung der aus den Fahrzeug-Ankünften resul­tierenden Be- oder Entladevorgänge.

Fazit: Transparente Supply Chains brauchen gute Prognosen

Die Prognose und Bereitstellung von ETA-Daten ist unerlässlich für eine transparente Steuerung von Supply Chains. Wer ETAs berechnen und an seine Kunden weitergeben will, sollte auf ein qualitativ gutes ETA-Forecasting bzw. Predictive Planning setzen, das in der Lage ist, ETAs auch über viele Stopps und Touren hinweg zu berechnen und spezifische Einflussfaktoren des Lkw-Transport­geschäfts zu berück­sichtigen.